Die verschiedenen akademischen Doktortitel wie Dr., PhDr. und PhD. sind unterschiedlich weit verbreitet und unterscheiden sich in den Anforderungen und deren Einstufung im Bologna System. Während der Dr.-Titel insbesondere in Deutschland und Österreich stark etabliert ist, ist der Titel PhDr. und PhD. vor allem in anderen europäischen Ländern sowie im angelsächsischen Raum anzutreffen. Dieser Artikel beleuchtet die Unterschiede zwischen diesen Doktorgraden, ihre Voraussetzungen und ihre Anerkennung in verschiedenen Bildungssystemen.

1. Der Doktortitel „Dr.“

1.1 Bedeutung und Ursprung

Der klassische Doktortitel „Dr.“ ist ein akademischer Grad, der durch eine Promotion an einer Universität oder einer gleichwertigen Hochschule erlangt wird. Er wird traditionell in vielen Disziplinen verliehen, darunter Medizin, Rechtswissenschaften, Naturwissenschaften und Geisteswissenschaften.

Der Umfang einer Doktorarbeit unterscheidet sich in Deutschland teilweise ganz erheblich. So kann eine Doktorarbeit in Medizin aus nur 50 Seiten bestehen und geisteswissenschaftliche Arbeiten auch nicht selten 300 Seiten und mehr Umfang aufweisen. In Österreich soll ein Dr. med. univ. sogar für Arbeiten mit einem Umfang von ca. 25 Seiten vergeben worden sein. Diese Titel können dann als Doktortitel vor dem Namen geführt werden.

Im Jahr 2002 wurde der deutsche Dr. med. (doctor medicinae) im englischsprachigen Raum dem Ph.D. als nicht gleichwertig erachtet, wie der Europäische Forschungsrat (ERC) feststellte.[5] Der deutsche Wissenschaftsrat vertrat 2009 eine ähnliche Position.[6]

1.2 Voraussetzungen für den Dr.-Titel

Um den Titel „Dr.“ zu erhalten, müssen Studierende in der Regel ein Hochschulstudium mit einem Master- oder gleichwertigen Abschluss abschließen und anschließend eine eigenständige wissenschaftliche Arbeit, die Dissertation, verfassen. Diese Arbeit muss einen bedeutenden Beitrag zur jeweiligen Fachrichtung leisten. Neben der schriftlichen Arbeit ist oft eine mündliche Verteidigung (Disputation oder Rigorosum) erforderlich.

1.3 Anerkennung und Verwendung des Doktortitels

Der Dr.-Titel ist besonders in Deutschland, Österreich und der Schweiz anerkannt und genießt hohes Ansehen. Er darf als Namenszusatz vor dem Nachnamen geführt werden, was in vielen anderen Ländern nicht üblich ist. In der Medizin gibt es den „Dr. med.“, Dr. med. univ. der unter anderen Voraussetzungen erworben werden kann als beispielsweise der „Dr. phil.“ (Philosophie) oder „Dr. rer. nat.“ (Naturwissenschaften). Der Titel kann offiziell geführt und in den Personalausweis eingetragen werden.

1.4 Einordnung im Bologna-System

Der Dr.-Titel gehört zur dritten Stufe des Bologna-Systems (Third Cycle – Doctorate Level) und stellt den höchsten akademischen Abschluss dar. In der Regel erfordert die Promotion eine vorherige Masterqualifikation (Second Cycle) als Zugangsvoraussetzung.

2. Der Doktortitel „PhDr.“ Doctor of Philosophy / doktor filozofie

2.1 Herkunft und Bedeutung

Der PhDr.-Titel („Philosophiae Doctor“ auf englisch „Doctor of Philosophy“) ist ein akademischer Grad, der insbesondere in der Slowakei, Tschechien und anderen osteuropäischen Ländern existiert. Er wird dort unter der Bezeichnung doktor filozofie und Doctor of Philosophy vergeben. Er hat eine historische Tradition, die sich von der Promotion im deutschsprachigen Raum unterscheidet. Oft wird er als eine besondere Art der Weiterqualifikation nach einem Master-Studium angesehen.

2.2 Voraussetzungen für den PhDr.-Titel

Im Gegensatz zum Dr.-Titel benötigt man für die Erlangung des Doktortitels PhDr. keine Dissertation im klassischen Sinne. Stattdessen basiert der verliehene akademische Grad PhDr. auf einer schriftlichen Abschlussarbeit die auch Rigorosum genannt wird und einer mündlichen Prüfung. Der Umfang der Rigorosum-Arbeit beträgt in etwa 90 bis 120 Seiten plus Anlagen. Der Umfang kann somit deutlich höher sein als bei einer Abschlussarbeit im Fachbereich Medizin in Deutschland oder Österreich, aber auch geringer als in Geisteswissenschaften in Deutschland. Daher wird dieser Titel manchmal auch als ein „kleiner Doktorgrad“ bezeichnet. Die Abschlussarbeit kann ein eigenständiges Thema wissenschaftlich bearbeiten oder eine Erweiterung einer bestehenden Arbeit sein. Die Abschlusarbeit wird von zwei Gutachtern bewertet und im Rahmen einer mündlichen Prüfung erläutert.

PhDr. Fernstudium Doktortitel Urkunde

PhDr. Fernstudium Doktortitel Urkunde

2.3 Anerkennung und internationale Relevanz des Doktortitels

Der PhDr.-Titel ist in Deutschland, Österreich und der Schweiz bisher relativ wenig verbreitet. Der ordnungsgemäß verliehene Titel PhDr. kann in Deutschland ohne eine Herkunftsangebe vor dem Namen geführt werden, zum Beispiel als PhDr. Max Mustermann. Der Titel wird aber in Deutschland nicht in einen Personalausweis eingetragen. In Österreich kann der slowakische Doktorgrad PhDr. können in der verliehenen Form geführt und eingetragen werden (siehe § 88 UG).

2.4 Einordnung im Bologna-System

Der PhDr.-Titel wird oft als eine Zusatzqualifikation auf Master-Niveau (Second Cycle – Master Level) angesehen. Er entspricht nicht direkt dem dritten Zyklus (Doktoratsstufe) des Bologna-Systems, sondern gilt in vielen Fällen als eine vertiefte akademische Weiterbildung.

3. Der Doktortitel „PhD.“

3.1 Bedeutung und Ursprung vom Doktortitel

Der PhD. (Doctor of Philosophy) ist der international am weitesten verbreitete akademische Doktorgrad. Er stammt aus dem angelsächsischen Bildungssystem und wird vor allem in den USA, Großbritannien, Kanada und Australien verliehen. Im Gegensatz zum Dr.-Titel im deutschsprachigen Raum wird der PhD. in der Regel nicht als Namenszusatz verwendet.

3.2 Voraussetzungen für den PhD.

Ähnlich wie beim deutschen Dr.-Titel erfordert der PhD. eine intensive wissenschaftliche Forschung und die Erstellung einer Dissertation. Der Forschungsanteil ist oft höher als bei europäischen Promotionen, und das Studium beinhaltet häufig verpflichtende Seminare, Konferenzen und eine umfassende Betreuung durch einen akademischen Mentor. Eine öffentliche Verteidigung der Dissertation ist ebenfalls üblich.

3.3 Internationale Anerkennung

Der PhD. ist weltweit anerkannt und wird als Standard für wissenschaftliche Karrieren angesehen. In Deutschland und Österreich wird der PhD. oft als gleichwertig mit dem Dr.-Titel betrachtet, sofern die Universität, die ihn verliehen hat, anerkannt ist. Allerdings gibt es auch Unterschiede in der Bewertung, insbesondere bei der Anrechnung auf Professuren oder akademische Positionen.

3.4 Einordnung im Bologna-System

Der PhD. gehört zur dritten Stufe des Bologna-Systems (Third Cycle – Doctorate Level) und ist damit direkt mit dem deutschen Dr.-Titel vergleichbar. Er erfordert in der Regel einen vorherigen Masterabschluss (Second Cycle) und stellt den höchsten akademischen Grad im angelsächsischen Bildungssystem dar.

Fazit: Verschiedene Doktortitel im Vergleich

Die Unterschiede zwischen Dr., PhDr. und PhD. sind erheblich, sowohl in Bezug auf die akademischen Anforderungen als auch hinsichtlich der Anerkennung in verschiedenen Ländern. Während der klassische Dr.-Titel in Deutschland und Österreich hohe Wertschätzung genießt, ist der PhD. internationaler ausgerichtet und besonders für Forscher von Vorteil, die außerhalb des deutschsprachigen Raums tätig sein möchten. Der PhDr. beruht ebenfalls auf einer wissenschaftlichen Arbeit und kann offiziell geführt werden. In Österreich kann der PhDr. auch eingetragen werden. Bei der Wahl des Doktortitels sollte daher sorgfältig überlegt werden, welche akademischen und beruflichen Ziele verfolgt werden um die passende Auswahl beim richtigen Doktortitel zu treffen.

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